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Mich persönlich bewegt immer die Frage, was denn eigentlich die Musiker bewegt, denen wir so begegnen. Bei kaum einer anderen Band ist diese übergeordnete Frage wohl so relevant, wie bei ELLENDE. Am Rande ihrer Show in Dresden hat Sänger L.G. sich die Zeit genommen, um genau dieser Frage etwas beizukommen. Das Ergebnis könnt ihr nun lesen!
Danke auch wieder an lightinmirror.de für die wundervollen Bilder!

Shieldmaiden’s Voice: Welche Rolle spielt künstlerisches Schaffen allgemein in deinem Leben?
L.G.: Es spielt eine große Rolle. Es ist das so ziemlich Einzige, was sich sinnvoll anfühlt. Arbeit ist eher ein Mittel zum Zweck für mich, auch wenn ich einen coolen Job habe. In der Musik kann man sich aber ausdrücken. Es fühlt sich sinnvoll an, Musik zu machen und ich brauche es auch irgendwie, diesen Ausdruck von mir persönlich. Darum geht es ja.
SV: Welche Aspekte, Themen oder Gefühle finden am häufigsten Eingang in deine Musik?
L.G: Es ist viel Existenzialismus in ELLENDE. Es sind die großen Fragen, die man eben so hat. In der Musik ist auch eine große Leidenschaft, denn es ist mir sehr wichtig, dass es Spaß macht, auch den anderen, die dabei sind. Es soll nicht nur Arbeit sein, sondern wirklich etwas, was man gern tut. Enthalten sind auch die Fragen nach der Richtung, in die wir uns als Menschen bewegen, welche Entscheidungen man trifft, ob man Verantwortung übernimmt. Das findet sich immer wieder in den Songs.
SV: Das sind ja alles auch Themen, die sehr persönlich sind… Wie schaffst du es, dass du dich dabei vor dir selbst schützt?
L.G: Ich will mich in der Musik gar nicht schützen. Ich haue einfach alles hinein, was ich thematisieren möchte und es ist mir eigentlich ziemlich egal, ob es mich selbst schützt oder nicht. Die Dinge gehören einfach gesagt, finde ich!
SV: Selbstaufgabe vor Selbstschutz, sozusagen!
L.G: Genau! Es schadet mir auch nicht. Ich habe nur positive Dinge mit der Musik erlebt, vor allem was den Austausch mit den Fans angeht. Da kommen sehr viele positive Rückmeldungen!
SV: Das ist dann der Ausgleich zu der Negativität in der Musik.
L.G: Richtig.
SV: Was sind denn dann unverzichtbare Elemente, die einen Song zu einem ELLENDE Song machen?
L.G: Das ist schwer zu sagen, denn es ist ein gewisses Bauchgefühl… Es muss authentisch sein und in welcher Form das auch immer herüberkommt, ist eigentlich ziemlich egal. Es ist immer alles recht ähnlich, aber solange immer eine gewisse Stimmung transportiert wird oder eine gewisse Atmosphäre geschaffen wird, ist es mir nicht so wichtig, wie genau der Song gemacht wird. Deswegen habe ich auch teilweise die Studios gewechselt.

SV: Im August ist Todbringerin erschienen, was ja ein Re-Release von Todbringer ist, der aufgrund verschiedener Dinge im Hintergrund notwendig war. Wie spiegelt sich das, was wir gerade besprochen haben, in dem Re-Release wieder? Du musst ja dann Sachen, die du vorher schon besprochen hast, nochmal neu aufgreifen und neu verarbeiten.
L.G: Ich sehe so ein Album eher als so eine Art Zeitabschnitt. Von daher ist es einfach ein Album, das in einer neuen Zeit mit neuen Fähigkeiten neu aufgenommen wurde. Ich hatte kein Problem damit, diese Themen noch einmal aufzugreifen und wieder mit ihnen zu arbeiten. Es fühlt sich immer sehr authentisch an, obwohl ich schon ein bisschen davor Angst hatte, dass es dann doch nicht funktioniert. Insgesamt war es für mich aber voll ok! Es hat auch super funktioniert.
SV: Was macht es dann live mit dir, wenn du die Songs performst? Was löst das in dir aus?
L.G: Ich bin dann ein bisschen zurückversetzt ins Jahr 2016/2017, in dem das Album erstmals aufgenommen wurde. Dadurch, dass wir Ballade auf den Tod, der zu unserem Aushängesong geworden ist, seit 2016 eigentlich immer live spielen, ist es nichts ganz neues. Es ist immer irgendwie mitgewachsen. Dieses Album ist schon immer Teil unserer Liveshow gewesen.
SV: Live ist ein gutes Stichwort! Was ist dein persönliches Tourfazit?
L.G: Die Tour ist extrem großartig! Selbst unter der Woche sind sehr viele Menschen gekommen und die Rückmeldungen sind zum Großteil sehr positiv. Es fühlt sich einfach super geil an auf Tour zu sein! Ich habe mich lange auf die Tour vorbereitet und es war sehr anstrengend. Daher bin ich sehr froh, dass alles so klappt und ich bin wirklich froh darüber, dass meine Stimme durchhält. Ich hatte tatsächlich am meisten Angst davor, dass ich am Ende vielleicht nicht mehr singen kann. Aber es funktioniert noch immer! Auch wenn ich gerade Halsschmerzen habe und krank bin, hoffe ich, dass es so bleibt. Es ist einfach das beste Gefühl, auf Tour zu sein und die anderen Bands sind auch super umgänglich und wir verstehen uns auch alle super. Das ist nicht immer selbstverständlich.

SV: Was waren deine Highlights auf der Tour?
L.G: Die Show in der Schweiz war absolut genial! Die Atmosphäre war super und ich kann gar nicht mal genau sagen, warum das so war. Es gab einige Shows, die wirklich next level waren In Budapest war die Location auch super geil: Es war ein Schiff auf der Donau, das war auch ziemlich fancy!
SV: Backstage im Maschinenraum?
L.G: Ja! Da stand wirklich dieser riesige Schiffsmotor drin! Das war ein altes Lastschiff! Solche Dinge machen so eine Tour wirklich sehr spannend.
SV: Was haben Leute verpasst, die diese Tour nicht gesehen haben?
L.G: Ein gutes Erlebnis, denke ich. Man sollte sich ELLENDE auf jeden Fall live anschauen!
SV: ELLENDE ist also eher eine Live-Band als eine Studio-Band?
L.G: Beides! Beides! Aber auch die anderen Bands dieser Tour sind wirklich top!
SV: Wenn du deinen Werdegang mit ELLENDE bisher in einem Satz zusammenfassen müsstest, welcher wäre es?
L.G: Mhm… in einem Satz… „Keep going!“
SV: Was wünscht du dir für ELLENDES Zukunft?
L.G: Ich wünsche mir, dass meine Live-Besetzung so bleibt, wie sie ist und wie sie immer war und dass die Leidenschaft bei uns nicht verloren geht!
Vergesst auch nicht, den Konzertbericht zum Auftritt ELLENDEs in Dresden zu lesen, denn dort könnt ihr unseren Eindruck von eben dieser Leidenschaft erfahren.
Hier geht es bald wieder in eine ganz andere musikalische Richtung… Aber dazu demnächst mehr!
